Profil Bewegungskindergarten

Ein Bewegungskindergarten setzt sich aus vielen verschiedenen Elementen, sozusagen aus Bausteinen zusammen. Bausteine allein reichen jedoch nicht aus, um ein stabiles Gebäude zu errichten. Ganz wichtig ist das Fundament und das Dach des Hauses – sie bilden die Klammer, die alles zusammenhält. Wie ein stabiles Haus, ruht das Konzept des Bewegungskindergartens auf einem soliden Fundament, den anthropolo- gischen Grundannahmen über das Wesen des Menschen“ (ZIMMER 2001).

Für eine Profilbildung (= das verabredete pädagogische Konzept) sind verschiedene Bausteine notwendig, die sich unter dem Blickwinkel Bewegungserziehung und Bewegungsbildung entfalten.

Daraus entwickeln die einzelnen Einrichtungen ihr besonderes Profil. Jede inhaltliche Ausrichtung eines Kindergartens (wie z.B. Arbeit nach dem situationsorientierten Ansatz oder dem offenen Konzept, Montessori- oder Waldorf-Pädagogik als Grundlage oder das Konzept Waldkindergarten) ermöglicht die Umsetzung zu einem Profil „Bewegungskindergarten.

Bausteine eines bewegungspädagogischen Konzepts

Neben der inhaltlichen Ausrichtung sind die Bausteine eines bewegungspädagogischen Konzepts die Grundlage für die Umsetzung des Schwerpunktes Bewegungserziehung und Bewegungsbildung in einer Einrichtung. Das Konzept Bewegungserziehung beruht auf den Erziehungsprinzipien der Situationsorientierung, der Ganzheitlichkeit und der Kinderorientiertheit (vgl. ZIMMER 1993).  

Situationsorientierung

Situationsorientierung meint in diesem Zusammenhang die Bereitschaft der Erzieherinnen, spontan auf Bewegungsbedürfnisse von Kindern zu reagieren, den Kindern Angebote zu unterbreiten, die deren Vorstellungswelt entsprechen, und die sie gleichzeitig in ihrer Entwicklung fördern. Dies beinhaltet die Differenzierungsfähigkeit der begleitenden Erzieherinnen, die ein Angebot mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Möglichkeiten planen und durchführen können.

Mehr dazu

Ganzheitlichkeit

Ganzheitlichkeit bedeutet, dass bei den Bewegungssituationen und -angeboten nicht das gezielte Üben und Erlernen isolierter motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten allein im Vordergrund stehen soll, sondern dass die gleichzeitige Förderung von sozialen, emotionalen, kognitiven und motorischen Prozessen angestrebt wird.  

Kindorientiertheit

Kindorientiertheit spricht die Fähigkeit der Erzieherinnen an, selbstbestimmte Aktivitäten der Kinder zuzulassen, ihnen Raum und Zeit für die Entfaltung ihrer eigenen Ideen zu geben und sich dabei mit eigenen Anweisungen angemessen zurückzuhalten. Die praktische Arbeit sollte sich an den folgenden didaktischen Handlungsprinzipien orientieren, die den Rahmen für offene Lernsituationen bilden (vgl. LORENZ/STEIN 1988)

Offenheit

Die Angebote sollten offen sein, d.h. es findet nur eine begrenzte Vorausplanung statt, um für neue Anregungen, z.B. von Seiten der Kinder, aufgeschlossen und zugänglich zu sein.  

Aufforderungscharakter

Der natürliche Aufforderungscharakter wird genutzt, durch

  • die anregungsreiche Umwelt
  • motivierende Medien
  • aktivierende Impulse des Erwachsenen
  • aktivierende Impulse anderer Kinder  

Freiwilligkeit

Dieses Handlungsprinzip sagt aus, dass die Möglichkeit besteht, aus eigenem Antrieb heraus seinen Neigungen und Interessen frei nachgehen zu können. Dabei ist ein hohes Maß an individuellen Bewegungsfreiheiten eingeschlossen. Jeder bestimmt selbst über seine eigenen Tätigkeiten und über seine Beteiligung und kann über Dauer, Tempo, Intensität und Unterbrechungen frei verfügen.

Zwanglosigkeit

Zwanglosigkeit meint, sich ungezwungen zu füh- len und geben zu können. Die Atmosphäre sollte frei von Reglementierung, Erfolgszwang und Konkurrenzkampf sein. Freiwillige Leistungsbereitschaft, persönlich geprägte Bewegungserleb- nisse und variable, veränderbare Regelvereinba- rungen bestimmen die Angebote.  

Wahlmöglichkeit

Wahlmöglichkeit bedeutet, zwischen Alternativen auswählen zu können. Damit ist Abwählen eingeschlossen und damit auch die Möglichkeit, sich nicht nur für, sondern auch gegen ein Angebot zu entscheiden, gemeinsam mit anderen tätig zu sein, sich selbst zu beschäftigen, zuzuschauen oder auch nichts zu tun.

Entscheidungsmöglichkeit

Hier ist die Freiheit gemeint, selbstbestimmt und selbstverantwortlich aus eigenem Entschluss heraus handeln zu können. Damit wird angestrebt, aus eigenem Antrieb und nach eigenem Ermessen Entscheidungen nachgehen zu können. Insbesondere im Umgang mit jüngeren oder behinderten Kindern ist dabei zu berücksichtigen, dass ihre Entscheidungsfähigkeit noch ausgebildet und erweitert werden muss. Der Entscheidungsspielraum muss daher kindgemäß sein.  

Initiativmöglichkeit

Hier ist die Möglichkeit gemeint, selbst und/oder gemeinsam mit anderen Gruppenmitgliedern initiativ werden zu können. Kinder müssen Eigenaktivitäten entwickeln können, um den eigenen Interessen nachgehen zu können und um sich den eigenen Bedürfnissen, Neigungen und der eigenen Phantasie entsprechend verhalten zu können. Wenn Kinder sich selbst erproben, selbst Initiative ergreifen können, wächst das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die folgenden Handlungen.

Methodische Umsetzungsmöglichkeiten

Bewegung, Spiel und Sport können in verschiedenster Form in den Kindergartenalltag einfließen. Tägliche Bewegungsangebote sowohl drinnen als auch draußen haben einen „angeleiteten” wie auch einen „offenen” Charakter. Beide sollten ihren Stellenwert im Tagesablauf des Kindergartens finden.  

Die Themen sollten:

  • aus der Vorstellungs- und Erlebniswelt der Kinder kommen (z.B. Bewegungsgeschichte)
  • aus dem Rollenspiel der Kinder (aus dem Gruppenalltag) kommen, als ein Element zur Erarbeitung eines gewählten Gruppenthemas einbezogen werden (z.B. Stadt)
  • einen flexiblen, offenen Charakter haben und die Kinder sollten über eine Teilnahme frei entscheiden können.

Auch bei Angeboten, deren Inhalt oder Themenschwerpunkt nicht ausdrücklich die Förderung der Bewegung ist sollten Erzieherinnen überprüfen inwieweit sich das Angebot mit Bewegunsaspekten verbinden lässt. So wird man dem Bewegungsdrang der Kinder gerecht und Kinder können durch die Abwechslung von Bewegungsphasen und ruhigeren Phasen sich wieder besser konzentrieren.

Bewegung im Freispiel

Einen großen Raum nimmt das Freispiel im Kindergartenalltag ein. Hier können die räumlichen Gegebenheiten Kindern Bewegungsangebote einräumen. Wichtig ist aber auch die Aufmerk- samkeit der Erzieherinnen, die Bewegungsimpulse oder auch ein Ruhebedürfnis der Kinder aufgreifen können oder entsprechende Impulse für die Kinder setzen. In den Spielen der Kinder entstehen ständig situative Bewegungsideen, z.B. auf einer Mauer balancieren, von Trep- penstufen hüpfen, oder im Gruppenraum eine Zirkusmanege für die „Löwen“ bauen...  

Angeleitete Bewegungsangebote

Auch angeleitete Bewegungsangebote haben ihre Berechtigung. Vor allem Bewegungsstunden in Kleingruppen ermöglichen den Kindern intensivere Erfahrungen. Hier können auch gezielt Themen und Inhalte in Gruppen erarbeitet wer- den. Dies müssen nicht ausschließlich Angebote mit rein sportlichem Charakter sein, es ist z.B. auch möglich theaterpädagogische Angebote durchzuführen. Angebote müssen oftmals aus organisatorischen Gründen fest in den Wochenplan eingefügt werden.  

Förderung von Kindern mit mangelnden Bewegungserfahrungen

Einige Bewegungskindergärten arbeiten mit integrativen Gruppen und nutzen die Bewegung als Förderinstrument. Aber auch in allen anderen Einrichtungen gibt es Kinder mit motorischen Auffälligkeiten und Schwächen, Konzentrationsmängeln, Verhaltensauffälligkeiten. Für diese Kinder kann Bewegung ein Ventil sein ihre Kräfte zu bändigen, oder Aggressionen in den Griff zu bekommen, den Unterschied zwischen An- und Entspannung zwischen lebhaften und ruhigen Phasen zu empfinden.  

Integratives Arbeiten

In der integrativen Erziehung wird versucht gemeinsame Lern- und Lebensfelder für behinderte und nichtbehinderte Kinder herzustellen und zu erhalten. Integration sollte unter den Aspekt der Ganzheitlichkeit gesehen werden, was be- deutet, den behinderten Menschen nicht nur im Hinblick auf seine Behinderung zu sehen, denn sie ist nur ein teil des ganzen Menschen.. Der integrative Kindergarten strebt die individuelle und optimale Förderung aller Kinder an, mit dem Ziel der größtmöglichen Selbständigkeit, Gemeinschaftsfähigkeit und Eigenaktivität. Behinderte und nichtbehinderte Kinder sollen ihre Stärken und Grenzen erkennen, damit umgehen und sie akzeptieren lernen  

Bewegungsprojekte und Feste

Bewegungsprojekte und Feste sollten Bestand- teil der Arbeit eines Bewegungskindergartens sein. das kann die Geburtstagsfeier eines Kindes in der Gruppe sein, das sich ein Be- wegungsspiel wünscht. Es können aber auch Themen oder Projektarbeiten, wie z.B. „Mein Körper“, „Traumreise“ (Entspannung) oder „Wir können fliegen“ (Schwingen und Schaukeln) durchgeführt werden. Vor allem um Eltern einzubinden, oder sich der Öffentlichkeit zu präsentieren bieten sich Projekttage oder jährlich stattfindende Feste an, die unter ein Bewegungsmotto gestellt werden (z.B. Zirkus, Jahrmarkt, Gespensterbahn, Pippi Langstrumpf ...).

Spielräume

Für die eigene Einrichtung gilt: Bewegungserzie- hung ist nicht alleine auf einen Bewegungs- oder Mehrzweckraum begrenzt. Es gilt das ganze Haus – drinnen und draußen – für Bewegung, Spiel und Sport zu öffnen. Den kindlichen Bedürfnissen wie Schwingen und Schaukeln, Klettern und Springen, Krabbeln und Kriechen, Verstecken, Balancieren und zur Ruhe kommen sollte die Architektur und Raumgestaltung eines Kindergartens entgegenkommen. Räume soll- ten noch Platz für Bewegung ermöglichen, oder schnell und leicht veränderbar sein. Eine gut durchdachte Raumgestaltung, die den Kindern ausreichende Bewegungsmöglichkeiten bietet, vermeidet das Entstehen von Unruhe, Aggressionen oder körperlichen Auseinandersetzungen. Genauso wichtig ist es, Räume für Ruhe und Rückzug einzuplanen und gemütlich zu ge- stalten. Diese Kriterien sollten sich außerdem beziehen auf die Planung des Außengeländes und die Einbeziehung des Stadtteils als Bewegungsraum.

Die Ausstattung macht´s

Für die Sportjugend Nordrhein-Westfalen (und auf deren umfangreichen Erfahrungen basieren unsere Überlegungen) gehört zu einer kindgemäßen Geräteausstattung der Räumlichkeiten und des Außengeländes: 

  • Attraktivität in Form und Farbgestaltung
  • Grundfarben zum „Farben lernen”
  • Reizüberflutung vermeiden; z.B. in bestimmten Funktionsbereichen nur ausgewählte Gegenstände anbieten
  • Kombinierbarkeit der Geräte miteinander, z.B. große Tücher und Kästen als Höhle, Stecksysteme, Kastenset, Balancierparcours
  • geringes Eigengewicht, damit Materialien von den Kindern selbstständig gehandhabt werden können, z.B. Leichtturnmatten, kurze Bänke, Schaumstoffteile
  • hoher Aufforderungscharakter zur Bewegung, z.B. klettern, schwingen, springen, kriechen
  • Eine Bewegungsbaustelle aus Brettern, Autoreifen, Leitern, Getränke- und Holzkisten im Außengelände einrichten. (Grundidee hierbei ist, dass die Kinder sich ihre Bewegungsanlässe selbst bauen können und somit ihre Umwelt selbsttätig gestalten. Sie dient als Ergänzung zu starren Spielgeräten wie Rutsche und Schaukel, die sich nicht tragen, schieben, bewegen lassen und mit welchen es sich nicht bauen lässt. Das alles sind aber Tätigkeiten, die für Kinder wichtig sind und durch die vie fältige Prozesse in Gang gesetzt werden, die Sozialverhalten, Kreativität, Problemlöseverhalten und Handlungsfähigkeit erfordern) -
  • Baustellenmaterial wie Autoschläuche, Holzblöcke (in Form von Würfeln, Quadern, Walzen, Rollen), Bretter die man mit Teppich beziehen kann, sowie gesammelte Materialien wie Schaumstoffstücke ergänzen den Materialbestand  
  • auch Alltagsmaterialien wie Teppichfliesen, Papprollen, Korken haben bezüglich Kreativität und Materialerfahrung für die Bewegungseriehung einen hohen Stellenwert.

Wohnzimmer – Gruppenraum

Gruppenräume müssen multifunktional genutzt werden können. Um Bewegung auch im Grup- penraum zu fördern haben sich folgende Gestal- tungselemente bewährt:

  • zweite Ebene, zu erreichen über Treppe, Kletterseil, Kletterstange, Sprossen- oder Kletterwand, Rutsche
  • unterschiedliche Sitzgelegenheiten, neben Stühlen können dies sein Bänke oder Schaumstoffwürfel
  • leicht bewegliche Multifunktionsmöbel auf Rollen, z. B. an der Rückseite bestückt mit Bewegungskleingeräten
  • Ruhe- oder Tobecke mit Matten, Matratzen, Kissen, Schaumstoffbauelementen
  • Tische oder Trennwände, die in Höhlen umgewandelt werden können
  • Bodenspielmöglichkeiten für unterschiedliche Körperlagen ermöglichen, liegen, knien, hocken
  • Hängestuhl oder –matte zum Entspannen und Schaukeln
  • zeitweise Bewegungsmaterialien in den Gruppenraum holen; Balanciergeräte, Jongliermaterialien  

Ein Raum für „Alles“

In der Regel wird der größte Raum der Einrichtung als Bewegungsraum genutzt. Da er nicht nur für Bewegungsangebote gebraucht wird, bietet es sich an den Raum möglichst nicht (wenig) zu möblieren. Ein leerer Raum kann dagegen jedes Mal zur neuen Gestaltung anregen und der Situation entsprechend gestaltet werden.

  • Wünschenswert ist eine Grundausstattung mit Groß- und Kleingeräten und insbesondere solchen Geräten, die variabel und auch für Kinder handhabbar sind: großer Längskasten, Leichtturnmatten, kleine Kästen, kurze und daher leichte Bänke, Sprossenwand, Rundtrampolin, Rhythmikwagen/Gymnastikmaterial wie Bälle, Seile, Reifen und psychomotorische Materialien wie Schwungtuch, Heulrohre, Rollbretter, usw.
  • Von besonderer Bedeutung sind Schaukelmöglichkeiten. An Deckenschienen oder Quer- stangen können Taue, Ringe, Hängematten u.a. befestigt werden. Auch Haken und Ösen an Wänden und Decken sorgen für flexible Gestaltungsmöglichkeiten. Hiermit muß eine Fachfirma beauftragt werden.
  • Sinnvoll ist ein Extra-Geräteraum mit Tür, da freistehende Geräte im Raum eventuell die Bewegungsmöglichkeit der Kinder einschränken oder eine Gefahrenzone darstellen
  • Unterschiedliche Bodenbeläge oder schie- fe Ebenen bieten unterschiedliche Vorteile: Holz- und Kunststoffböden lassen Rutsch- und Fahrmöglichkeiten zu, Teppichböden sind zum Bahrfußturnen auch im Winter warm, bieten einen gewissen Fallschutz, ziehen aber den Staub an (Allergiker)
  • Im Bewegungsraum sollte ein offenes Angebot eingerichtet werden, d. h. Kinder aus den verschiedenen Gruppen können für eine be- stimmte Zeit den Raum gruppenübergreifend nutzen und entscheiden selbst, ob und wie lange sie kommen.  

Ein Raum für Ruhe

In vielen Bewegungskindergärten wurde ein Raum für Ruhe und Entspannung extra eingerichtet. Dies sind zumeist abgeschlossene Räume, die gut verdunkelt werden können. Eingerichtet werden können sie mit:

  • Matten, Matratzen, Kissen, Decken, Tüchern
  • Wasserbett
  • Wassersäulen
  • Licht- und Farbspielen
  • Musikanlage
  • Massageutensilien  

Der letzte Winkel

Schon im Eingangsbereich kann sich ein Bewegungskindergarten präsentieren und z. B. durch „bewegte Themen“, wie Zirkus oder Roboter das Thema Bewegung immer wider neu aufgreifen. Je nach räumlichen Gegebenheiten sind z.B. weitere Nutzungen möglich:

  • Den Flurbereich ganztägig mit ausgewählten Bewegungsaktivitäten in den Ablauf einbeziehen und im Sinne eines „offenen Bewegungsraumes” für alle Kinder nutzen. 
  • besonders geeignet sind Flure, die zentral gelegen und quadratisch oder rund angelegt sind und so einen besseren Bewegungsraum bieten. Steht lediglich ein schmaler, langer Flur zur Verfügung, empfehlen sich z.B. Wahrnehmungsspiele wie Drehscheiben, Fühlwände, Tastboxen, Spiegel und Kugelbahnen die raumsparend an der Wand befestigt werden können.
  • Spielecken im Flur einrichten, die variabel genutzt werden und von Zeit zu Zeit mit un- terschiedlichen Materialien bestückt werden. Hierfür eignen sich z.B. Pappkartons, Tücher und Ständer bzw. Malerböcke zum Höhlenbau, Rollschuhe, Laufdosen, Kriechtunnel, Bauecken mit großen Holzklötzen und Brettchen.
  • Auch kann eine Spiegelecke entstehen, wenn die Wände mit Plexiglasspiegeln verkleidet werden.
  • Weniger genutzte Nebenräume oder „Schlupf- winkel“ unter ein bestimmtes Thema stellen, welches Bewegungs- und Wahrnehmungs- anreize gibt. Eine Gestaltung z.B. als Sinnesraum mit Tastwand, Fußstraße und Klanginstrumenten, Bauraum mit Alltagsmaterialien wie Papprollen, Bierdeckeln und Eierkartons, Toberaum mit Schaumstoffteilen, Kissen und Decken, Bällchenbad auch mit unterschiedlichen Materialien, Bohnensäckchen, Korken...
  • Wenn kein eigner Raum vorhanden ist für Entspannung kann vielleicht eine Ruhezone geschaffen werden.
  • Im Waschraum kann evtl. eine Wasserspielecke installiert werden.

Unser Garten/Außengelände

Kinder sind forschende Wesen und möchten aktiv ihre Umwelt erfahren. Eine anregende, abwechslungsreiche Umwelt fordert Kinder auf zum Erkunden, Endecken und zum Erfinden immer neuer Bewegungsspiele. Doch in unseren zum Teil eingeengten großstädtischen Lebensverhältnissen sind Kinder in ihrem natürlichen Bewegungsdrang und Explorationsverhalten stark eingeschränkt. Die Erforschung eines natürlichen Bewegungsraumes ist kaum möglich. Einen Teil dieser einengenden, entwicklungsbehindernden Lebenswirklichkeit unserer Kinder kann der Kindergarten auffangen, indem Spielwiesen und Freiflächen so gestaltet werden, daß aktiv Naturbegegnungen möglich werden. Auch die gezielte Bereitstellung entdeckenswerter Ge- räte und Materialien auf dem Freigelände setzen Impulse für die kindliche Auseinandersetzung mit der Umwelt.

Im Freigelände bekommen die Kinder Gelegen- heit, ihren Handlungsspielraum zu erweitern, sich Aufgaben zu stellen und sie selbständig oder mit Hilfe von Spielpartnern zu bewältigen. Erwachsene sind häufig aus Gründen der Fürsorge, Aufsichtspflicht oder eigener Ängstlichkeit geneigt, sehr früh in Bewegungshandlungen oder bei Mutproben einzugreifen. Genaue Beob- achtungen und Kenntnisse über die Fähigkeiten der Kinder erleichtern die Entscheidung über das Eingreifen in Spielabläufe.   Im Allgemeinen kann man Kindern zutrauen, dass sie ihre motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten gut einschätzen können. Dennoch ist es wichtig, den Spielplatz oder ein anderes Spielgelände auf Gefahrenquellen, wie z.B. Gefahren an Spiel- und Klettergeräten, lose Steinplatten, usw. hin zu betrachten. Ein besonderes Augenmerk gilt den Gefahrenquellen für behinderte Kinder oder Kinder unter drei Jahren. Nachfolgend ein paar wenige Beispiele aus der Vielzahl der Möglichkeiten, die auch in verschie- denen Literaturquellen ausführlich mit Bau- und Gestaltungsanleitung formuliert sind:

  • Das Außengelände bereits zu Beginn des Vormittags nutzen und damit dem Bewegungs- bedürfnis der Kinder entgegenkommen. Starre Freiluftzeiten, wie „alle gehen erst ab 11.00 Uhr in den Garten“ schaden einem bewegungsorientierten Konzept.
  • Im Team diskutieren, ob auch die Kinder unter bestimmten, formulierten Kriterien alleine in den Garten dürfen. Der Unfallversicherungs- verband BAGUV unterstützt dieses Vorhaben und räumt der Bewegungserziehung gegenüber eventueller Unfallgefahren einen höheren Stellenwert ein und auch Gerichtsurteile bezüglich der Aufsichtspflicht wurden bereits zugunsten des selbständigen Spiels ohne permanente Aufsicht entschieden.
  • Als fest installierte Spielgeräte haben sich besonders Schaukeln und Rutschen bewährt. Schaukeln fördert durch Reize des Vestibu- lärsystems den Gleichgewichtssinn und erhält die Aufmerksamkeit. Bei Rutschen eignen sich insbesondere Doppelrutschen, da ein ”Zu- zweit-Rutschen” Sozialerfahrungen ermöglicht.
  • Preiswerte Alternativen können geschaffen werden durch Landschaftsgestaltung mit z.B. Hügeln, Mulden, Wasserrinnen und -stellen Bewegungsanlässe geschaffen. Durch unterschiedliche Naturmaterialien wie Steine, Baumstämme, Mulch, Sand wird außerdem die Sinneswahrnehmung aktiviert, denn Unterschiede wie rauh/glatt, hart/weich werden automatisch hautnah erlebt. Mit gezielten Anpflanzungen von Weidentunneln oder -zelten ergeben sich Kriech- und Versteckmöglichkeiten. Auch die Pflanzung von Büschen ergeben Versteck- und Ruhezonen, darüber hinaus können sie den Garten strukturieren und in kleinere und gemütlichere Bereiche unterteilen. -
  • Einrichtung eines Bauplatzes mit Brettern, Rohren, Steinen, Stäben, alten Reifen, kurzen Balken, Getränkekisten, Tüchern (z.B. alten Fahnenstoffe), Drainage-Rohren, Wasser- schlauchteile ... Kooperationen mit dem städtischen Gartenbauamt oder Gartenbetrieben, dem Bauamt und anderen städtischen Abteilungen bieten sich an. Hilfreich ist eine einmalige Gesamtplanung mit einer Fachkraft von Spielraumgestaltung oder Landschaftsgärtnern, die auf diesem Bereich spezialisiert sind.  

Ein Blick über den Zaun

Die Nutzung des Stadtteils sollte mitbedacht werden. Spielen auf nahegelegenen Grünflächen oder Spielplätzen, Bewegen im nahegelegenen Wald, Bewegungsangebote auf dem Bürgersteig sind mögliche Elemente hiervon. Kindern werden somit weitere Bewegungsmöglichkeiten aufgezeigt, sie lernen den Stadtteil besser kennen und wissen um Gefahren.  

Sicherung des bewegungspädagogischen Konzepts

Ein Bewegungskindergarten mit einem bewegungspädagogischen Konzept muss „in Bewe-gung“ bleiben. Das Konzept lebt nur, wenn es nicht als starrer Rahmen übergestülpt wird, son- dern wenn Kinder, Eltern, Team und Träger darin leben. Es entwickelt sich weiter, erlebt neue Schwerpunktsetzungen, z.B. durch personelle Veränderungen, räumliche Umgestaltungen, veränderte Ansprüche von Außen oder durch Ideen neuer Partner. Daher sollten sich alle Beteiligten immer wieder bemühen, die Qualität ihrer Arbeit zu überprüfen. Bewegungskindergarten bedeutet auch auf Kooperationspartner zuzugehen, sich in die Öffentlichkeit zu begeben und die „Bewegungslobby“ für Kinder zu fördern. Neben der Erkennung und Sicherung der eigenen Qualitäten, ist es zur nachhaltigen Sicherung von Vorhaben notwendig, im Umfeld der Kinder Bewegungsmöglichkeiten und -angebote einzurichten und zu sichern. Darum sind vielfältige Kooperationen unbedingt einzugehen. „Nur im Verbund, als gemeinsames Netzwerk, können sie einen Weg der Nachhaltigkeit für Kinderwelten sichern! Nur gemeinsam werden sie für Kinder etwas bewegen! Funktionierende Netzwerke oder Kooperationsverbünde können beispielsweise ein gemeinsames Vorgehen abstimmen, konkrete Rahmenbedingungen entwickeln, Ressourcen bündeln, neue Möglichkeiten entdecken. Überzeugender als die bloßen Forderungen sind konkrete Initiativen und Projekte, bei denen vor Ort an der Verwirklichung von Kinderwelten als Bewegungswelten gearbeitet wird“ (BALSTER 2002).

Literatur:

Regel, G. (2000): Die Stärken der Kinder sehen. In: Kindergarten heute, Heft 4/2000. Freiburg

Zimmer, R. (2001): Bewegungsförderung im Kindergarten. Köln Lorenz, K.-H.;

Stein, G. (1988): Eltern-Kind-Turnen. Frankfurt am Main

Balster, K. (2002): Kinderwelt = Bewegungswelt – oder nicht? In: Sportjugend NRW (Hg.) (2002): Kinderwelt = Bewegungswelt – oder nicht? Duisburg Sportjugend NRW (2003): Kindergärten kommen in Bewegung. Duisburg Sportjugend NRW (2003): Kindergärten kommen in Bewegung. Duisburg